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Alte Schule Loquard

Berufliche Veränderungen haben zwei Bremer Bürger an den Rand der Republik nach Loquard verschlagen. Mit der Restaurierung der Alten Schule in Loquard fing alles an. Sie dient uns bis zum heutigen Tage als Wohn- und Arbeitsort. Die Restaurierungsarbeiten forderten neue Kontakte und förderten das Interesse an Geschichte, Land und Leuten, Baukultur und Ostfriesland. »Jetzt wohnt ihr da, wo andere Urlaub machen« war eine Ausage, die wir oft – wohlmeinend oder neidisch, je nach Betonung – und regelmäßig hörten. Uns gefiel der Gedanke und führte uns die Vorteile dieses Landstrichs in neuer Form vor Augen.

Nach der Restaurierung der Schule wurde der Blick aufs Umfeld wieder freier und mit der Möglichkeit, das nachbarliche Grundstück zu erwerben – wer will schon ein Wohnmobil direkt vor seinem Wohnzimmer geparkt sehen – setzte sich der Gedanke fest aus dem Landarbeiterhäuschen einen Alterssitz nach eigenen Vorstellungen zu machen, klein, praktisch und schnuckelig. Gesagt, getan; aber wer will schon so früh aufs Altenteil? In Kenntnis des Zitats »…wo andere Urlaub machen« war die Idee, eine Herberge für Urlauber zu schaffen, naheliegend.

Alte Schule Loquard – und ihre Geschichte

Die alte Schule Loquard ist baulich – wahrscheinlich – der früheste Nachgänger eines öffentlichen Schulbaus, welcher 1483 mit der ersten Erwähnung einer Lateinschule in Emden seinen Anfang in Ostfriesland nahm. Im Jahr 1519 beginnt unter dem Grafen Eduard in Ostfriesland die Reformation und mit ihr keimt die Idee eines Volksschulunterrichts. 1529 und 1535 fordert Enno II., daß jedermann seine Kinder in die Schule schicken soll, damit aus ihnen gute Staats- und Kirchendiener gemacht werden. Nach alter Sitte sollen die Dorfgemeinschaften ihren Schulmeister selbst wählen. Und in der Polizei-/Gerichtsordnung der Gräfin Anna von 1545 wird die Verpflichtung zum Schulbesuch festgelegt. Jeder, der fünf oder sechs Jahre alt ist, hat jetzt ein Recht auf Unterricht (Glaubensbekenntnis, 10 Gebote und Vaterunser lernen). Für arme Eltern soll die Kirchengemeinde das Schulgeld tragen. Obwohl 1744, als die Grafschaft Ostfriesland an Preußen fällt, in fast allen Gemeinden selbständige Schulstellen eingerichtet sind, kann von der Durchsetzung einer allgemeinen Schulpflicht nicht die Rede sein. Der durchschnittliche Schulbesuch lag in Ostfriesland um 1850 bei ca. 50 % für die lutherischen und 70 % für die reformierten Schulen. Aus dieser Zeit liegt ein Bericht aus der Swyter-Chronik vor:

Die alte Schullehrerwohnung, mit welcher die Schule in Verbindung stand, ist im Jahre 1867 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Sie stand auf derselben Stelle, wo heute noch das neu errichtete Haus steht, südlich von der Kirche. Sie war pl.m. (planmäßig) 40 Schritt lang, das alte Wohnhaus war 56 Fuß lang und 19 Fuß breit, hatte den Giebel nach Westen und auf der Nordseite die Vordertür. Es enthielt:
    a.    Eine Stube mit hölzernem Fußboden, hatte zwei Schlafstellen und 4 Fenster, von denen zwei im Giebel und zwei in der nördlichen Mauer angebracht waren.
    b.    Eine Küche mit zwei Fenster an der Nordseite, zwei durch eine sog. Speisekammer getrennten Bettstellen und mit einem Feuerheerde.
    c.    Eine kleine Kellerstube mit einem Fenster an der Nordseite, mit einem Kleider- und einem Bücherschranke und mit einer Schlafstelle, jedoch ohne Ofen.
    d.    Eine kleine Dachstube, welche über der siehe a aufgeführten Stube angebracht war; sie hatte zwei Fenster in der Giebelmauer und einen Ofen.
Außerdem war noch eine Cisterne und ein Keller in dem Wohnhause befindlich. Die Zeit der Erbauung ist unbekannt. Die jetzt sehr baufällige Scheune, 54 Fuß lang und 29 Fuß breit, welche fast ganz von dem Wohnhause getrennt, und nur durch einen Gang mit demselben in Verbindung steht, enthält 3 kleine Pausenräume, 2 Kuhställe und einen anderen Stall, ehemals als Schweinestall benutzt. Die Zeit der Erbauung ist 1832. Die Schule war 44 Fuß lang und 23 Fuß breit, stand am Westende mit dem Wohnhause in Verbindung, mit dem Giebel indeß nach Osten gerichtet, war durch eine steinerne Wand in zwei Abteilungen geschieden, die durch eine hölzerne Tür miteinander verbunden werden konnten. Die erste östliche Abteilung hatte an der Nord-, Ost- und Südseite je 2 Fenster nebst einem Ofen und war 21 Fuß lang.
Die zweite Abteilung hatte bei einer Länge von 23 Fuß an der Nordseite 2 und an der Südseite ebenfalls 2 Fenster und einen  alten Ofen. In der Schule befanden sich: 18 Schultische, 1 Stuhl, 1 Glasuhr, 2 Torffässer, 2 Feuerzangen, 4 Wandtafeln und 4 Wandkarten.
Die Schule, welche im Jahre 1852 erbaut, ist in einem recht guten baulichen Zustande. Wohnhaus, Schule und Scheune waren im Brandcataster für 1930 = 5790 M versichert. Der jährliche Mietwert des Hauses und der Scheune waren veranschlagt auf 14 = 42 M. Die Schule besitzt in der Kirche 1 Kirchensitz und auf hiesigem Kirchhofe 5 Gräber.
Die oben beschriebene alte Lehrerwohnung ist im Jahre 1867 abgebrochen und statt derselben an der nämlichen Stelle eine neue Lehrerwohnung erbaut.
Das neue Wohnhaus ist auch mit dem Giebel nach Westen gerichtet, hat die Eingangstür nach Norden, ist 47 Fuß lang und 25 Fuß breit.
Es enthält:
    a.    Eine kleine Stube rechts vom Vorplatz, welche 1 Fenster im Westgiebel und 1 Fenster nach Norden hat und jetzt mit einem kleinen runden Ofen versehen ist.
    b.    Eine größere Stube, zu welcher der Vorplatz geradeaus führt, welche 2 Fenster nach Westen und 2 nach Süden hat. Für diese Stube ist 1886 ein neuer Ofen angeschafft.
    c.    Eine Wohnstube links vom Vorplatz mit 2 Fenstern in der Nordmauer. In diesem Local ist ein sog. englischer Herd. Vor diesem steht jetzt ein alter Regatierofen.
    d.    Eine Schlafstube nach Süden, neben der Wohnstube, mit welcher sie auch durch eine Glastür in Verbindung steht. Die Schlafstube hat ein Fenster nach Süden.
    e.    Eine kleine Küche mit 1 Fenster nach Norden. Hier ist eine Bettstelle und ein Speiseschrank angebracht.
    f.    Oben im Hause nach Westen ist eine sog. Gehülfenstube. Sie hat zwei Fenster nach Westen an der Südseite, 2 Bettstellen mit einem Kleiderschrank dazwischen und einem alten Kästchenofen.
    g.    Unten im Hause ist auch noch südlich von der Küche ein Raum mit 1 Fenster nach Süden. Hier ist die Cisterne u. ein sog. Gossenstein, auch befindet sich der Eingang zum Keller,welcher unter der Schlafstube liegt und 1 Fenster nach Süden hat.
Die Scheune blieb beim Neubau unverändert. Die Schule ist bei Erbauung der Lehrerwohnung um 9 Fuß verlängert, also jetzt 53 Fuß lang. Von dieser Verlängerung ist durch Versetzen der Scheidewand der westlichen Klasse 4 Fuß und der östlichen 5 Fuß hinzugekommen. Durch diese Versetzung der Scheidewand ist ferner 1 südliches Fenster in der östlichen Klasse hinzugekommen, die westliche hat aber dafür 2 kleine Fenster oben in der Südwand und 1 großes in der Nordwand mehr erhalten, so daß jetzt diese Klasse 6 Fenster und jene 7 enthält.
Die Gebäude sind zusammen für ?? bei der Ostfr. Feuer-Versicherungs-Sozietät für das platte Land versichert. Der jährliche Mietwert des Hauses und der Scheune ist veranschlagt auf 14,42M=43,26M.
Bem.: Die alte Bretterscheune ist am 29. Nov. 1908 abgebrannt. Abend 1/4 vor 9 wurde das Feuer bemerkt. Entstehung des Feuers ist unbekannt, ob Unvorsichtigkeit oder böswillige Brandstiftung vorliegt, ist nicht ermittelt. In der Scheune lagerte Gastwirt Hoods Heu und Stroh, der Lehrer Torf und Kohlen. Das Feuer war in der Südwand der Bude entstanden.
Im Sommer 1911 kaufte die Gemeinde das Haus der Fr. Ww. I.C. Fegter, Anke geb. van der Linde, und Garten für 850 M. Das alte Haus wurde abgebrochen u. Garten u. Hausstelle als Spielplatz für die Schule zugerichtet.

Anmerkung betr. Schulgrundstück vom 15.8.1927:
Größe des Ziergartens    1,59a
Größe des Gemüsegartens    4,01 a

Klasse 1    Belichtungsziffer    9,01 m2
        Kubikinhalt    169,11 m3
        (L= 7,34 m, Br. 6,40 m, H.= 3,60.)

Klasse II    Belichtungsziffer    11,23 m2
        Kubikinhalt    150,74 m3
        (L= 7,54m, Br. 6,40 m, H=3,60.)

Portal: 1,66 m : 2,34 m

Quelle: Swyter-Chronik

Das Gebäude des Kindergartens in Loquard schreibt die Geschichte der Schulen nach 1945 weiter.

Mit dem Neubau der Grundschule beginnt wohl das letze Kapitel des Loquarder Schulwesens

Die Dörfer Rysum, Loquard und Campen sowie die umliegenden ländlichen Gebiete bilden den Einzugsbereich der Schule im südlichen Teil der Gemeinde Krummhörn. Sie ist eine von vier Grundschulen im Gemeindebereich mit ca. 60 Schülern.

Unter dem Leitgedanken „Junges Leben in alten Mauern“ erfolgte auf Antrag der Schulleitung die Nutzungsänderung und Sanierung des Gulfhofes Swyter 1997/99. Der auf der Warft der Ortschaft Loquard gelegene Gulfhof ist in hohem Maße ortsbildprägend. Die Gebäude waren seit dem 18. Jahrhundert im Eigentum der Familie Swyter, die 1997 die Anlage an die Gemeinde Krummhörn verkaufte. Bei den Umbaumaßnahmen wurde viel Wert auf eine weitestgehende Erhaltung der konstruktiven Merkmale des Gebäudes gelegt, so dass das alte Stapelwerk und die charakteristische Gliederung mit Scheunentor, Fensteranlagen im Pferdestall und ursprünglicher Stalltür unverändert geblieben sind. Seit Dezember 2015 besteht eine Krippe und seit August 2020 zusätzlich ein Kindergartenteil im Vorderhaus.

Quelle: http://www.gulfschule-loquard.de/seite/361084/chronik.html
 

In Vergessenheit geraten ist die »Mädchenschule« Am Runden Graben. Heute ein Ferienhaus, war ihre ursprüngliche Bestimmung die Ausbildung von höheren Töchtern der Loquarder Reichen (Bauern).